Ankunft am Flughaften Alghero
Nachdem wir spät abends in Alghero gelandet sind, übernachteten wir eine Nacht in Nähe des Flughafens (Anna Rita Alghero B&B), ca. 10 Min. vom Flughafen Fertilia entfernt), um am nächsten Morgen ausgeruht unseren Mietwagen am Flughafen abholen zu können und in Richtung Norden aufzubrechen. Die Unterkunft war perfekt, um günstig in Flughafennähe zu übernachten – wir bekamen ein kleines aber mit Liebe gemachtes Frühstück, zahlten (nur Barzahlung möglich) machten uns auf den Weg.
Stintino & Spiaggia La Pelosa
Stintino liegt ca. 50 km nördlich von Alghero. Ich wollte unbedingt dorthin, weil mir die Bezeichnung „Europäische Karibik“ nicht mehr aus dem Kopf ging, die ich vorab in Reiseführer und Internet gelesen hatte. Der Ort ist für den Strand „Spiaggia La Pelosa“ bekannt – eine Art Landzunge, die einen sehr flachen Strand hat, aus dem eine alte Burg ragt. Schon hier ist das glasklare Wasser ein Traum gewesen. Dieser Strand ist zwar besonders, aber auch während der Nebensaison noch relativ voll. Wir haben uns daher eine Mini-Bucht etwas weiter vorne gesucht, in der wir quasi alleine gelegen haben. Es führt eine einzige Straße zu La Pelosa, welche parallel zum Meer verläuft. Entlang dieser Straße gibt es diverse Parkmöglichkeiten sowie kleine Bars und Bistros, in denen man sitzen – oft direkt am Wasser – und sich einen Espresso oder Eis zwischendurch gönnen kann. Generell war die Gegend überhaupt nicht überlaufen, was sehr angenehm war. Höchstwahrscheinlich deshalb, da wir außerhalb der Hauptsaison dort waren. Es waren auffällig viele Italiener dort, deutsche Touristen haben wir angenehmerweise gar nicht zu Gesicht oder zu Ohren bekommen.
Unterkunft: Gewohnt haben wir drei Tage lang im „B&B amaremare“, ca. 20 – 30 min zu Fuß vom Strand entfernt auf einem kleinen Hügel gelegen – dadurch aber einen fantastischen Blick auf La Pelosa und sein klares und türkisfarbenes Wasser. Das amaremare ist eine superschöne kleine und gepflegte Unterkunft in einer guten Gegen mit sehr herzlichen Gastgebern, die einem morgens frischen Kaffee machen und frischgebackenen Pfirsichkuchen servieren. Diesen kann man mit Blick auf Wasser und die vorliegende kleine Insel geniessen – ein perfekter Start in den Sardinien-Urlaub und in den Tag. Übrigens: Es scheint auf Sardinien (und wahrscheinlich auch in ganz Italien) üblich zu sein, Kuchen zum Frühstück zu essen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir eine Art Sachertorte mit festem Teig (wie bei Streuselkuchen) und Marmelade, die zusammen mit der Decke eine Art Muster oben auf dem Kuchen bildet. Etwas Vorstellungsvermögen braucht man da schon, aber überzeugt euch am besten selbst!
Restaurant: Verglichen mit den anderen Restaurants und Köstlichkeiten der Insel kann ich in Stintino kein Restaurant besonders empfehlen. Das „Ristorante Ancora Porticciolo“ soll sehr gut sein. Da an diesem Tag dort eine Hochzeit stattfand, mussten wir leider auf ein anderes Restaurant ausweichen.
Olbia
Nach 2 Tagen Nordluft machten wir uns auf den Weg von Stintino in Richtung Ostküste: Unsere nächste Unterkunft hatten wir in San Teodoro gebucht. Auf dem Weg dorthin machten wir einen Zwischenhalt in Olbia. Ein kleines Küstenstädtchen mit süßer Altstadt und Hafen. Wir fanden die Altstadt nicht gleich zu Beginn – es wäre zielführender gewesen „Porto“ ins Navi einzugeben, und nicht „Centro“. Also: Fahrt in Richtung Hafen, dort gibt es einen großen Parkplatz für Besucher. Von dort aus seht ihr bereits den „Eingang“ in die Altstadt. Direkt zu Beginn läd die Weinbar "Invino Veritas" zur Aperitif Time ein: One Glas of Wine, Bruschette, Olives & Cheese. Köstlich! Unbedingt machen. Zum Schluss noch den obligatorischen Espresso und ein Dessert, und weiter geht’s. Wir bummelten ein wenig, die Altstadt ist aber sehr überschaubar. Was mir neben der Weinbar besonders in Erinnerung geblieben ist, ist ein kleiner Laden namens "Sandali Amalia". Hier kann sich Frau ihre individuellen Sandalen – je nach eigenem Geschmack für Modell und Farbe – handanfertigen lassen.
San Teodoro
San Teodoro ist ein beliebter Ferienort an der nördlichen Ostküste Sardiniens und nicht so verschlafen wie beispielsweise Stintino. In der Nebensaison aber total akzeptabel. Unsere Unterkunft war das Hotel „Il Viandante“ in mediterranem Stil direkt in der Altstadt. Trotz der zentralen Lage mit Pool, den wir aber bei den vielen Traumbuchten kein einziges Mal genutzt haben. Das Hotel gehört zwei italienischen Brüdern, deren Tipps wirklich von Herzen kamen. Das Frühstück war umfangreich und es gab meinen geliebten Pecorino-Käse. Direkt am ersten Abend entdeckten wir das beste Restaurant der ganzen Reise: „Ristorante Il Giardinaccio“. Sehr schick aber nicht übertrieben abgehoben, eine super Karte und eine schöne Terrasse, auf der man dann Köstlichkeiten wie Tagliatelle mit frischen Champignons oder die klassische Pizza, aber auch Steak genießen kann.
Am nächsten Morgen erkundeten wir die Gegend. Man muss dazu sagen, dass man uns eher als Strand-Urlauber bezeichnen kann, die immer auf der Suche nach dem schönsten und einsamsten Fleckchen Strand oder Bucht sind. Wir mussten nicht lange suchen, dann wurden wir fündig! Ca. 12 km nördlich von San Teodoro fanden wir die „Cala Girgolu“, ein kleiner Strand, den man erst nach einem holprigen (Feld)-Weg erreicht. Wieder mal super klares und seichtes Wasser und sehr ruhig. In den nächsten Tagen erfreuten wir uns noch an den Traumbuchten „Cala Brandinchi“ und „Mariana di Lu Impostu“ (ca. 10 km nördlich von San Teodoro) – so klares und türkisblaues Wasser, sodass man sich glatt vorkommt wie in der Raffaelo-Werbung!
Posada
Nach drei Tagen in San Teodoro reisten wir weiter südlich in Richtung Orosei. Auf dem Weg dorthin liegen noch einige kleine Küstenorte, wie bspw. Budoni. Uns zog es aber in das winzige Dorf Posada, nicht direkt an der Küste und dennoch mit Blick aufs Meer. Posada ist wegen seiner alten Burg bekannt, von der man einen herrlichen Blick aufs Umland hat. Der Weg zur Burg ist mindestens genauso schön – er führt einen durch kleine Gassen mit vielen Blumen und Treppen. Sehr originelle Atmosphäre, da viele der Bewohner tatsächlich noch in den eng aneinandergereihten alten Häusern leben. Auf der Burg angekommen, ist es möglich noch weiter zu „klettern“ – und zwar durch das enge Treppenhaus und über eine kleine steile Treppe bis nach ganz oben auf die Burg selbst. Mein Tipp für den Rückweg: Genehmigt euch einen Espresso oder Cappuccino auf der Dachterrasse der Bar "L' antico Terrasse" mit entspannter Loungemusik. Diese kann man schon von der Burg aus an seinen roten Sonnenschirmen erkennen. Zwar ist der Besitzer nicht gerade ein Sympathiebolzen, wie auch in vielen Bewertungen berechtigterweise zu lesen – dennoch würde ich immer wieder dorthin gehen, das Ambiente macht das wieder gut!
Orosei
Dritte und letzte Übernachtungsstation für uns. So schnell kann’s gehen. Aber noch lagen 3 tolle Tage vor uns. Orosei liegt als 7000-Seelen-Dorf auch an der Küstenstraße Richtung Süden, d.h. zwischen Olbia und Cagliari (Hauptstadt Sardiniens). Es liegt im Mündungsdelta eines Flusses und ist daher umgeben von sumpfartigen und schilfbedeckten Flächen. Im Ort selbst ist nicht wahnsinnig viel los, man kann aber sehr gut Ausflüge von dort aus starten. Das auf dem Berg des Dorfes gelegene Restaurant „Belohorizonte“ ist definitiv ein Abendessen wert – oder zwei! Sicher auch im Hellen sehr sehenswert, die Chance hatten wir leider nicht mehr. Untergekommen sind wir im „Hotel Baia Marina“ – im Vergleich zu den anderen sehr originellen Unterkünften, in denen wir bisher genächtigt hatten, ein eher normales Hotel. Dennoch ausreichend und sauber. Wenn ihr aber etwas Authentisches und Individuelles sucht, dann nicht unbedingt das Richtige. Wie gesagt, verglichen mit den anderen war ich etwas enttäuscht.
Das Highlight unserer letzten Tage für mich war definitiv die Bootsfahrt im Golfo di Orosei. Dank Nebensaison war auch dieses Erlebnis sehr individuell und zum Glück nicht mit Touristen überfüllt. Die Bootsfahrt startete in Cala Ganone, ca. 30 km südlich von Orosei (in der Hauptsaison starten die Boote wohl auch von Orosei aus). Auf dem Weg dorthin wurden wird das erste Mal an diesem Tag überrascht: Das Navi leitete uns weg von der Küsten-Schnellstaße über schmale und holprige Straßen. „Das kann doch nicht richtig sein!?“, fragten wir uns und waren schon kurz davor umzudrehen. Aber und ob das richtig war: Nachdem wir eine Weile berghoch gefahren waren und auf dem Berg ankamen, blickten wir auf Cala Ganone unten am Meer, und zwar gefühlte 100 Meter steil runter. Ein Wahnsinns-Ausblick!
Wir kamen gegen halb 10 Uhr morgens in Cala Ganone an, was auch gut so war, da wir uns auf dem kleinen Hafenplatz noch nach der geeigneten Bootsfahrt umsehen wollten. Auch hier hatten wir ein gutes Händchen, unser motorisiertes Schlauchboot inklusive ca. 8 anderen Gästen und Fahrer (oder „Steuermann“) war der Knaller, wir hatten sehr viel Spaß! Der Fahrer hieß Giovanni – wie konnte es auch anders sein – und gab ordentlich Gas. Fast alle Buchten (bis auf Cala Luna) im Golf von Orosei sind nur per Boot zu erreichen. Wir machten Halt an drei verschiedene Buchten: Cala Goloritze, Cala Biriola und Cala Luna. Hier hatten wir jeweils ein paar Stunden zum Plantschen, Sonnenbaden und einfach nur Genießen. Und das kann man nur bei diesen paradisischen Buchten mit dem unglaublich klaren Wasser! Auch für diejenigen, die es ab und zu etwas dunkler mögen war etwas dabei: Es gibt zahlreiche Grotten entlang der Steilküste, in die man teilweise mit dem kleinen Schlauchboot reinfahren kann. Auch ein Erlebnis wert. Wer Lust hat, kann sogar in der Grotte ins Wasser springen.
Alghero
An unserem letzten Tag haben wir dieses schöne Städtchen entdeckt – mehr oder weniger aus Zufall, aber dafür umso intensiver, sodass ich mich etwas verliebt habe. Unser Rückflug stand vor der Tür: Alghero - Frankfurt Hahn. Es blieben uns einige Stunden bis zum Abflug, sodass wir uns dafür entschieden, die letzten Stunden in Alghero zu verbringen. Die Küstenstadt ist mir weder während meiner Recherche ins Auge gefallen, noch wurde mir darüber berichtet. Daher war die Begeisterung umso groesser: Eine Art Festung mit farbelhaftem Blick auf‘s Meer, kleine Gässchen mit Blumen in unzähligen Farben, bunte aneinandergereihte Häuser mit bunten Fensterläden und Wäscheleihnen von Haus zu Haus gespannt. Und dann natürlich die vielen kleinen Cafés, Pizzerien & Gelaterias.
Gleich zu Beginn haben wir einen Glückstreffer gelandet: Eine Weinbar direkt am Hafen namens "Perbacco", ideal um einen gekühlten Weißwein (z.B La Cala Vermentina de Sardegna von Sella & Mosca) zu schlürfen und sich einen kleinen Snack zu genehmigen (z.B. Baguette mit Mozzarella & Prosciutto Crudo, super lecker und preisgünstig!)
Wir bummelten wieder etwas in der Altstadt, kauften Pecorino und Pasta im Feinkostladen (um auch noch etwas von diesen Köstlichkeiten in Deutschland zu haben) und genossen die letzten Stunden in vollen Zügen. Ein mehr als gelungener Abschluss!
Mein Fazit: Sardinien hat meine Erwartungen übertroffen! Ich bin begeistert von der Schönheit und dem Flair der Insel. Die Bezeichnung "Europäische Karibik", welche ich bei meiner Recherche vorab aufgeschnappt hatte, kann ich also nur bestätigen!
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Brigitte (Montag, 02 Januar 2017 20:06)
Ein wirklich amüsant geschriebener Reisebericht über das malerische Sardinien, der Lust auf Ausprobieren und "Nachreisen" macht.
Weiter so!!!!