Tag 1: Goodbye carribean vibes, Hello rough highlands
Boquete liegt auf 1100 m Höhe und ist daher etwas frischer als Bocas. Auch vom karibischen Flair ist hier nicht mehr viel zu spüren. Die Landschaft ist unfassbar grün. Eines der zentralen Merkmale von Boquete ist der angrenzende Vulkan Baru, aktuell nicht aktiv, allerdings gab es wohl 4 Tage bevor wir kamen ein Erdbeben der Stärke 6, das von Baru ausging.
Die Anreise war sehr, sagen wir, turbulent: Erst mit dem mit Menschen und Gepäck vollgeladenen Boot von Bocas zum Festland (Almirante), dann weiter mit dem Minibus, ca. 3 Stunden und 180 km südlich nach Boquete (genauer Bajo Boquete - es gibt auch noch ein Alto Boquete) über sehr kurvige Straßen mit Schlaglöchern jenseits von Gut & Böse, hoch und runter mit einem Fahrer, dessen Fahrstil ich als eher dominant beschreiben würde. Im Bus selbst war es - abgesehen von der Kälte durch die übertrieben genutzte Klima - sehr angenehm. Das Reiseunternehmen heißt Hello Panama Travel, die sowohl den Langstreckentransfer zwischen verschiedenen Orten als auch Touren (zufälligerweise genau jene, dir wir auch bereisen wollen) zu relativ attraktiven Preisen anbieten.
Angekommen in dem kleinen Städtchen Boquete, checkten wir in unserem Hotel Boquete Central Hotel ein und ließen uns vom Inhaber bei einem Kaffee über die möglichen Aktivitäten beraten. Der Kaffee war köstlich, der Inhaber (Tim aus Montana, ehemaliger Cowboy und Zahnarzt, und zwar beides "real" laut eigener Aussage) zwar sehr informativ aber nach einer Weile an Monologen auch etwas anstrengend. Wir konnten uns irgendwann "losreißen" und erkundeten ein bisschen das Stadtzentrum mit einem Minipark (Parque Domingo Medica), einer Kirche, kleinen Kiosk-Läden, einigen Souvenirshops und einem Fluß mit unzählig vielen Blumen in allen möglichen Farben. Wirklich sehr überschaubar, aber mit ganz eigenem Charme.
Zum Abendessen wählten wir das Retrogusto, ein von Italienern geführtes Restaurant. Da wir alle wissen, wie verführerisch die italienische Küche ist, war das Essen (natürlich inkl. Appetizer und Dessert) ein voller Erfolg. So gut, dass wir 2 Abende später nochmal dort landeten. Wir hatten Spaghetti mit Meeresfrüchten und Tagliatelle mit Salsiccia, wirklich gut! Auch der Service war top, sehr persönlich und kundenorientiert, die Italiener leben halt für ihr Essen! Nicht zuletzt die Location und das Ambiente machten das Retrogusto für uns so attraktiv.
Tag 2: Hot Springs, Mini Canyon & Kaffeefarm
Da wir diesen Urlaub gefühlt jede Aktivität mitnehmen, verbrachten wir den Vormittag des zweiten Tages mit einer Tour zu heißen Quellen, die durch die Lava des Vulkans Baru entstanden sind, ca. 30 - 45 min (mein Zeit- und Orientierungssinn war aufgrund eines Nickerchens im Bus eher eingeschränkt, sorry!) entfernt von Bajo Boquete. Insgesamt 4 kleine "Pools" mit Temperaturen zwischen 35 und 40 Grad luden zum Baden ein - wenn es nicht auch eine Außentemperatur von geschätzten 28 Grad gehabt hätte. Für uns war mehr als die Füße reinhalten nicht drin. Wir trafen einige Einheimische, die aufgrund ihres Glaubens zu den Quellen kommen, oft mit einer weiten Anreise. Sie baden in den Quellen - und zwar mit dem ganzen Körper - um die heilenden Kräfte des Wassers zu erleben. So erzählte es uns jedenfalls unser Guide. Eine weitere Station waren die Mini Canyons, kleine Felseinheiten (Schluchten wäre zu viel gesagt), durch einen Fluss getrennt. Hier ließen wir es uns nicht nehmen, ins kühle Nass zu springen, diesmal mit angenehm erfrischenden Temperaturen.
Nachmittags stand der Besuch einer Kaffeeplantage auf dem Programm. Es war eine kleine Farm, die nicht nur Kaffee (Arabica) anbaut, sondern auch Bienen züchtet und über 20 verschiedene Honigsorten (auch sehr ausgefallene Kombinationen, z.B. Honig mit Pfeffer oder Kakao) produziert. Haben natürlich einige Proben mitgenommen! Man kommt sich nicht vor wie auf einer Plantage, sondern eher wie im Garten Eden, und das ist nicht übertrieben! Die Bienen helfen dabei, die Kaffeepflanzen zu bestäuben und sind daher doppelt nützlich.
Zum Abendessen landeten wir im Restaurant Colibri,geführt von einem kolumbianisch-italienischen Pärchen mit internationaler Küche, sehr ausgefallenen Gerichten und einem schönen Garten. Wir hatten Reisnudeln mit Kokosmilch und Gemüse sowie einen Salat mit Rinderfiletstreifen, beides sehr lecker! Zum Nachtisch gab es Creme Brûlée. Ihr ahnt es schon: Ebenfalls lecker, ich kann nichts anderes sagen!
Tag 3: Ziplining & Festival der Orchidee
Der dritte Tag in Boquete startete für mich mit einem kleinen Adrenalinkick: Ich hatte mir schon länger in den Kopf gesetzt, Ziplining auszuprobieren. In Boquete gibt es einige Anbieter, meiner hieß Boquete Tree Trek. Zwei weitere Teilnehmer (zwei Panamaer aus David, Vater und Tochter) und ich wurden mit einem riesigen Truck abgeholt und in die höhergelegenen Wälder (gefühlt einige Hundert Höhenmeter, ich kann es nur schwer einschätzen) gebracht.
Nach einer kurzen Einweisung und Anlegen der Ausrüstung ging es zusammen mit weiteren ca. 10 Personen nochmal einige Höhenmeter weiter hoch mit dem Truck. Hier wurden ein paar Fotos geschossen, bevor es dann endlich losging: An einem Stahlseil gekettet durch die Wälder und Baumwipfel sausen, von Plattform zu Plattform. Insgesamt schätzungsweise 10 Plattformen gab es, manche recht steil, manche weniger steil. Nachdem ich vor der ersten „Fahrt“ schon aufgeregt aber vor allem gespannt war, hatte ich es schnell raus: Es reichte eine kurze Frage an die Guides. „Braking or not braking?“. Wenn ja, hieß es, die rechte Hand am Stahlseil rechtzeitig zusammen-zudrücken, um die Geschwindigkeit etwas zu reduzieren und so zu bremsen, bevor man auf die Plattform zu rauscht. Ansonsten freie Fahrt. Ziplining ist eine außergewöhnliche Art, um die Landschaft von oben aus zu bewundern und dabei noch Spaß zu haben, ein kleines bisschen wie Fliegen. Ich kann es also nur empfehlen!
Der Kontrast zum morgendlichen Sport- und Actionprogramm folgte dann nachmittags: Wir besuchten das jährlich stattfindende Festival de la Orquidias, ein Fest zu Ehren der Blumen. Denn dafür ist Boquete neben seinem
Kaffee und Vulkan bekannt, und dies berechtigt. Eine Vielfalt an Blumen wird über mehrere Tage aufgefahren, kombiniert mit ein paar Essensständen und Musik ähnelt es etwas einer Kirmes bei uns. Aber auf eine sehr stilvolle und traditionelle Art und Weise.